FEDEPESAN wird mit dem Amnesty Deutschland Menschenrechtspreis ausgezeichnet!

“WIR RISKIEREN UNSER LEBEN, UM DIE FLÜSSE KOLUMBIENS ZU SCHÜTZEN”

Die kolumbianische Fischer*innen-Organisation FEDEPESAN erhält den Menschenrechtspreis 2024 von Amnesty International in Deutschland. Die Auszeichnung wird für den selbstlosen und mit persönlichen Gefahren verbundenen Einsatz für die Menschenrechte verliehen. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.

Der Verband für traditionelle Fischerei, Umweltschutz und Tourismus im Departamento Santander (Federación de Pescadores Artesanales Ambientalistas y Turísticos del Departamento de Santander – FEDEPESAN) ist Preisträger des diesjährigen Menschenrechtspreises von Amnesty International in Deutschland. Yuly Andrea Velásquez Briceño ist Umweltschützerin in Kolumbien, lokale Fischerin und Präsidentin des Verbands. Seit 2019 setzt sich der Verband für den Schutz der Flüsse und Feuchtgebiete sowie der Lebensweise der Fischer*innen der Region ein. FEDEPESAN dokumentiert Umweltverschmutzungen, zudem organisiert er Demonstrationen, führt Reinigungsaktionen durch und leistet Lobbyarbeit bei den zuständigen Behörden. FEDEPESAN geht auch juristisch gegen den staatlichen Ölkonzern Ecopetrol vor, den er für die Verschmutzung der Feuchtgebiete in der Region mitverantwortlich macht. Die Aktivist*innen von FEDEPESAN sind dabei großen Gefahren ausgesetzt. Sie werden bedroht und tätlich angegriffen, Werkzeuge und Boote werden gestohlen. Sie werden wegen ihrer Aktivitäten als Mitglieder bewaffneter Gruppen diffamiert. Trotzdem setzen die Fischer*innen von FEDEPESAN ihr Engagement fort.

Yuly Andrea Velásquez Briceño, Präsidentin von FEDEPESAN, sagt:

Der Menschenrechtspreis von Amnesty International in Deutschland ist der bisher größte Erfolg der Fischer*innen in Barrancabermeja – einer Stadt, in der es viel Gewalt gibt. Der Preis wird helfen, unsere Arbeit öffentlich zu begleiten, und dazu beitragen, dass sich die kolumbianischen Behörden mit den Menschenrechtsverletzungen auseinandersetzen. Wir widmen den Preis den Fischer*innen, die getötet und in den Fluss geworfen wurden, wobei die Verantwortlichen straffrei geblieben sind. Wir widmen ihn den Witwen und Waisen, den Bewahrer*innen von Flüssen, Sümpfen und Kanälen. Er bedeutet Hoffnung. Unsere Arbeit ist noch lange nicht beendet. Wir träumen davon, unsere Flüsse und Feuchtgebiete besser schützen zu können, damit sie auch für künftige Generationen Nahrung und eine gesunde Umwelt bieten können. Die kolumbianische Regierung hat nun die historische Chance, an der Spitze eines Wandels zu stehen, indem sie sich in einer der gefährlichsten Regionen der Welt für den Schutz der Umwelt einsetzt. Die Regierungen müssen den Umweltschützer*innen zuhören und ihren Forderungen Rechnung tragen.

Amnesty International hat in einem im November 2023 veröffentlichten Bericht dokumentiert, dass der kolumbianische Staat in den vergangenen fünf Jahren nur unzureichend auf die Gefahren reagiert hat, denen Menschenrechtsverteidiger*innen im Land ausgesetzt sind. Im September hatte das Institut für Studien für Entwicklung und Frieden (INDEPAZ) bereits die Ermordung von 127 führenden Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und Menschenrechtsverteidiger*innen im Jahr 2023 registriert. Das Land gehört damit zu einem der gefährlichsten Länder für Menschen, die sich für Menschenrechte und Umweltschutz engagieren. In einem weiteren Bericht von November 2023 hat Amnesty International aufgezeigt, dass Umweltschützer*innen in Nord-, Mittel- und Südamerika insgesamt nicht ausreichend anerkannt oder sinnvoll in Entscheidungen zu Umwelt- und Klimafragen einbezogen werden.

Amnesty International fordert die Regierung Kolumbiens auf,

  • gegen die Verantwortlichen der Übergriffe auf Mitglieder von FEDEPESAN zu ermitteln und die Täter*innen strafrechtlich zu verfolgen;
  • die Schutzmaßnahmen für die Organisation zu verbessern, um weitere Übergriffe zu verhindern;
    die Nationale Behörde für Umweltlizenzen und zuständige regionale Behörden anzuweisen, die mutmaßlichen Umweltverschmutzungen zu untersuchen;
  • die Ministerin für Umwelt und nachhaltige Entwicklung sowie den Minister für Bergbau und Energie anzuweisen, die betroffene Region zu besuchen, um sich mit den dortigen Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen zu treffen;
  • Maßnahmen zum Schutz von Umweltverteidiger*innen voranzubringen – wie im Escazú-Abkommen vorgesehen.

Links zu weiteren Informationen & Amnesty Berichten: