Neuer Amnesty-Bericht belegt geschlechtsspezifische Gewalt durch Polizeikräfte in Kolumbien

© Sebastian Barros/NurPhoto

2021 wurde in Kolumbien der Generalstreik von Polizeikräften brutal niedergeschlagen. Während der landesweiten Protestbewegungen übten die Menschen in Kolumbien ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und Protest aus und kämpften für bessere Lebensbedingungen in ihrem Land.

Der Bericht The police do not protect me: Sexual violence and other gender-based violence during the 2021 National Strike dokumentiert 28 Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und Mitglieder der LGBTI-Community in sieben Städten im Zusammenhang mit den Protesten. Dabei waren Frauen und LGBTI-Demonstrant*innen, Journalist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen sexualisierter Gewalt und anderen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt. Ausgeübt wurde die Gewalt durch die Nationalpolizei und die polizeiliche Spezialeinheit ESMAD. Der neue Amnesty-Bericht dokumentiert auch eine Reihe von gewalttätigen Handlungen staatlicher Akteur*innen, insbesondere von Beamt*innen der Nationalpolizei. Diese Handlungen reichen von sexistischer, frauenfeindlicher und beleidigender Sprache bis hin zu sexualisierter Gewalt, die eine Form von Folter darstellen kann.

Die dokumentierten Fälle ereigneten sich in den Städten Cali und Palmira (im Bundesstaat Valle de Cauca), Popayán (Cauca), Soledad (Atlántico), Tunja (Boyacá), Manizales (Caldas) und in der Hauptstadt Bogotá. Protestierende Frauen wurden in zahlreichen Fällen angegriffen, darunter befanden sich afrokolumbianische und indigene Frauen, Menschenrechtsverteidigerinnen, Journalistinnen, Beschäftigte des Gesundheitswesens und Mütter.

Der Bericht zeigt, dass die Gewalt gegen Frauen und Mitglieder der LGBTI-Community während der Proteste mit anderen Diskriminierungsgründen wie rassistischen Zuschreibungen, ethnischer Zugehörigkeit und sexueller Orientierung zusammenhing. Die Zeug*innenaussagen von indigenen, afrokolumbianischen und trans*Frauen belegen, wie deren Geschlechtsidentität zu zusätzlichen Motiven für Unterdrückung wurden und das Risiko von Gewalt noch vergrößerten. Darüber hinaus waren Frauen, LGBTI-Journalist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen Angriffen ausgesetzt, die von Machismo, Homofeindlichkeit und anderen Formen des Hasses und der Stigmatisierung gekennzeichnet waren.

Vor diesem neuen Bericht hat Amnesty International bereits mehrere Erklärungen und Berichte veröffentlicht, die andere schwere Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem Generalstreik dokumentieren, wie beispielsweise unverhältnismäßige Einschränkungen friedlicher Demonstrationen, städtischer Paramilitarismus, willkürliche Festnahmen sowie Folter und Misshandlung friedlicher Demonstrant*innen in der Stadt Cali und Augenverletzungen, die von Kräften der polizeilichen Spezialeinheit ESMAD durch den unrechtmäßigen Einsatz nichttödlicher Waffen verursacht wurden.

Aktionen:

Die KoGruppe Kolumbien plant zusammen mit der MaF KoGruppe (Menschenrechtsverletzungen an Frauen) von Amnesty International Deutschland eine gemeinsame Aktion am 8. März 2023, um auf sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt aufmerksam zu machen. Mehr Informationen findet ihr hier.

Downloads: 

Amnesty-Bericht-Kolumbien-sexualisierte-und-geschlechtsspezifische-Polizeigewalt-Generalstreik-Dezember-2022